Samstag, Juni 17, 2006

Rezension Die 27. Stadt

Das Buch fiel mir auf, weil es in schwarz-weiß gehalten war wie sein Bruder, Die Korrekturen, welches ich begeistert verschlungen hatte. Der Klappentext las sich zwar anders, aber ich dachte mir, dass selbst ein Krimi aus der Feder von Jonathan Franzen nicht verkehrt sein kann. Nicht falsch verstehen: Ich mag Krimis. Aber sie sind für mich eher Häppchen für Zwischendurch, von Herrn Franzen erwarte ich mehr Tiefe als von einem Krimi.

Nun gut. Ich bezahle also €9,90 für ein ca 700 Seiten starkes Taschenbuch und finde nicht, dass das zu viel wäre.

Und dann beginne ich zu lesen.

Und gebe nach 150 Seiten auf.

Ich habe weder eine einzige der Figuren näher kennengelernt, noch herausgefunden, worum es gehen soll. Korruption, okay. Aber wenn ich nach 150 Seiten noch nicht den Hauch einer Ahnung habe, ob die Polizeichefin nun korrupt ist oder dagegen vorgeht, dann kann ich sie auch noch immer nicht einer Position in der Geschichte zuordnen, was sehr hinderlich ist.
Zudem gibt es unglaublich viele Personen, aber keine Hauptperson, keinen roten Faden. Dinge werden angedeutet und dann verschwinden sie einfach. Vielleicht taucht der Faden auf Seite 347 wieder auf, aber da ich bis dahin 20 offene Handlungsfäden haben werde (oder jetzt schon habe?), möchte ich nicht bis dorthin warten.

FAZIT:
Erstlingswerke/Frühwerke sind nicht immer gut. Franzen beginnt man am Besten mit den Korrekturen und freut sich über eine wunderbar komponierte Familiensaga, leicht wie ein Glas Sekt und dennoch voller Tiefe wie ein reifer Rotwein.

Für alle, die sich dennoch an der 27. Stadt versuchen wollen, reiche ich morgen die Daten nach, jetzt mag ich nicht mehr aus dem Bett.

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