Freitag, September 28, 2007

Aus-Lese

Ich habe im Urlaub in Schweden diverse Bücher gelesen und wollte schon längst meine Rezensionen hier einstellen.

Da meine Firma gerade umzieht und wir dementsprechend heute frei haben, hab ich endlich mal ein wenig Zeit.

The Legend von Kathleen Givens

Das Buch verspricht eine geniale Verbindung von Geschichte und Romantik. Es geht um die Kampfe der Williamites gegen die Jacobites, um die Legende eines Highland-Clans und die Liebe zwischen einem Highlander und einer Lady aus dem Lowlands. Alles in allem genug Stoff für einen guten historischen Roman mit einer Prise Sex und viel Romantik.
Leider hat die Autorin ein paar der einfachsten Grundregeln des Schreibens nicht beachtet. So wird alles mit Adjektiven der Superlative zugekleistert, der Held ist groß, muskulös, sehr gut aussehend und natürlich immer heldenhaft, die Widersacher sind böse in jeder Hinsicht und alles ist romantisch überzuckert. Die Gefühle der Figuren bleiben oberflächlich, Konflikte werden sehr schnell aufgelöst und spannenden Szenen wird ihr Potential genommen, indem man die Auflösung schon mal vorausschickt.
Alles in allem eine grauenhaft vorhersehbare Geschichte, deren Überflüssigkeit auch nicht mehr vom schottischen Lokalkolorit herausgerissen werden kann - so ziemlich der einzige Grund, warum ich es überhaupt zuende gelesen habe.

Fazit: Ein Buch, das man nicht gelesen haben muss.
Wertung: *

Ich bin dann mal weg von Hape Kerkeling

Hape wandert und wandert und wandert auf dem Jakobsweg und hält sich dabei für immens witzig. Zum Ausdruck bringt er dies vor allem durch eine Überzahl an Ausrufezeichen, die wie mit einem Salzstreuer in den Text verteilt wurden, und natürlich durch jede Menge recht zweifelhaften Hape-Humors, der oft mit dem "Du musst jetzt aber lachen"-Holzhammer daherkommt. Zum einen lache ich ungern auf Kommando, zum anderne finde ich, dass das Thema des Buches nicht unbedingt voller Pointen stecken muss.
Obwohl er immer wieder betont, wie sehr seine Füße schmerzen und wie unglaublich anstrengend der Weg ist, vermittelt das Buch diesen Eindruck nicht wirklich und ich vermute, dass dies am allgemein eher flapsigen Tonfall liegt.
Hier und da begegnen einem sympathische Mitreisende und vor dem geistigen Auge entstehen Bilder, die Fernweh wecken - daran sind sicherlich nicht zuletzt auch die sparsam eingestreuten aber dafür gut gewählten Fotos Schuld.
Zum Ende hin nehmen die Ausrufezeichen ab und der ernsthafte Tonfall zu, so dass ich unterm Strich sagen kann: Gern gelesen, auch wenn das Buch nicht hält, was Freunde und Pressestimmen versprachen.

Fazit: Nette Reiselektüre, etwas zu hochgelobt.
Wertung: ***

Die Selbstmordschwestern von Jeffrey Eugenides

Fünf Schwestern begehen im Laufe eines guten Jahres Selbstmord und werden von den Jungs aus der Nachbarschaft in dieser Zeit beobachtet. Der Bericht in wir-Form und in der Retrospektive gehalten enthält Widersprüche und Mutmaßungen, wie es in der Realität selbstverständlich wäre. Dass dieser Stil konsequent durchgehalten wird, ist definitiv ein Pluspunkt des Buches, das große Manko ist in meinen Augen jedoch, dass man kaum etwas über die Mädchen und ihre Motive erfährt. So sind zwar am Ende die Mädchen alle tot, der Leser wartet jedoch bis dahin geradezu sensationslüstern auf ihr Ableben und hat kaum eine Chance der Identifikation, so dass man mitleidslos und ohne Anteilnahme das Buch zur Seite legt und sich fragt, worin wohl die Intention des Autors bestanden haben mag.

Fazit: Keine schlechte Idee, leider keine grandiose Umsetzung.
Bewertung: **

Gefährliche Geliebte von Haruki Murakami

Nach Kafka am Strand mein zweites Buch von ihm und ebenso beeindruckend. Weniger verwirrend, weniger mystisch, aber nicht weniger gut.
In ruhigen, eindringlichen Worten erzählt Murakami von einer Liebe, die stärker ist als alle Konventionen und am Ende doch zum Scheitern verurteilt. Und doch könnte diese eine Liebe genau das sein, was den Ich-Erzähler den Wert des Lebens und seiner Ehe schätzen lässt. Alles in allem ein Buch, das nicht nacherzählt werden kann, sondern das man lesen und nachempfinden muss.

Fazit: Murakami at his best. Ein Buch, das unter die Haut geht, Fragen aufwirft, die jeder für sich beantworten muss und Trost spendet, obwohl es kein Happy End hat.
Bewertung: *****

Das Jahr des Hasen von Arto Paasilinna

Zwei Männer fahren einen Hasen an. Der eine sucht das Tier, der andere fährt unterdessen einfach weg. Fortan reist Vatanen mit dem Hasen kreuz und quer durch Finnland und erlebt dabei allerlei Skurriles. Er lebt in einer einsamen Hütte als Holzfäller, betrinkt sich inmitten eines Waldbrandes, verliert mehrfach alles, was er besitzt und kommt doch immer wieder irgendwie voran - nicht zuletzt, weil er aufgrund seines Hasen schnell einen Bonus bei den Leuten hat, denen er begegnet.
Ein Buch, das man gut mal eben so lesen kann und das, auch wenn der finnische Humor einem hin und wieder unerschlossen bleibt, Spaß macht.

Fazit: Keine weltbewegende, aber doch unterhaltsame Lektüre für zwischendurch.
Bewertung: ***