Samstag, November 17, 2007

Ostsee bei Nacht

Gestern Mittag pünktlich zum Feierabend rief die Tauchschule an, meine Lampe sei da.

Nachdem der freundliche ebay-Verkäufer sich vermutlich noch immer die Hände reibt, weil er den Schrott an mich losgeworden ist und ich zu blöd war, rechtzeitig Alarm zu schreien, habe ich mir in einem Anfall von "wenn ich dieses Jahr noch tauchen will, brauche ich Licht!" eine Lampe bestellt. Niegelnagelneu und ohne Macken, die schon in der Tauchschule sehr bewährte Metalsub. Klein, handlich, hell.
Gestern Nachmittag hab ich sie dann abgeholt und zuhause aufgeladen. Das ging erstaunlich fix, nach einer guten Stunde sagte das Ladelämpchen "börps" und leuchtete freundlich grün. Leuchtmittel eingebaut, Lampe zugeschraubt, Sachen gepackt.

Kurz vor acht kam Ralf an um mich abzuholen, und wir sind nach Surendorf gefahren. Leider war die unter Tauchern berühmt-berüchtigte Schrank unten, und da wir beide keine große Lust verspürten, all unsere Sachen ein paar hundert Meter weit zu schleppen, sind wir kurzentschlossen zu meinem Hausriff gefahren, nach Strande. Ralf war dort eh noch nie tauchen, also war es für ihn eine Premiere.

Es hat was, wenn man sich in / an einem VW-Bus umziehen kann anstatt neben einem winzigen Toyota. Trotzdem wollte ich wie üblich erstmal nicht aus meinen Klamotten raus. Ging dann aber. Rein in die Anzüge, zwischendurch einen Schluck Tee trinken, aufrödeln, checken, ob wir alles haben, ab zum Strand.

Die ersten Schritte waren warm, dann kam das kalte Wasser in die Schuhe. Brrr! Mein Anzug ist ja - vor allem mit der Eisweste drüber - recht gut isoliert und gegen Wassereinbrüche gewappnet, so dass es eine Weile dauerte, bis sich das Wasser den Weg durch zwei Reißverschlüsse bis zum Bauch gebahnt hatte. Dann war es erstmal eisig.

Wir sind bis zur Mole geschwommen und dort abgetaucht. An der Mole entlang im Zeitlupenverfahren, denn es gab jede Menge zu sehen. Diverse Fische, von denen ich leider längst nicht alle identizifieren kann (ich brauche dringend einen Fischfüherer!), Würfelquallen, Seesterne, Krebse, Muschelbänke, eine Seenelke. Von den Fischen konnte ich immerhin einen Aal und mehr als eine Aalmutter identifizieren, dann waren da noch welche, die sehr nach Steinfischen aussahen - aber gibt es die in der Ostsee? Ich weiß es nicht. Dazu noch ein paar gestreifte Fische und einer, der bunt schillerte und der Form nach eine Forelle war, aber das kann halt auch wieder nicht stimmen, ich war schließlich im Saltwasser.
Besonders hübsch ist auch der Bewuchs, der teilweise rot, teilweise grün ist. Gerade, wenn diese beiden Pflanzen nebeneinander wachsen, ergeben sich wunderhübsche Muster, die man nur im Schein der Lampe so gut wahrnimmt, auch bei Tage ohne Lampe fallen diese Farben aufgrund der Filterung durch das Wasser nicht so extrem auf.

Weil es so einen Spaß macht, sind wir auch in die Spundwand geschwommen, und ich kann mit Fug und Recht sagen: Ich habe Tarieren gelernt. Habe weder mit meinen Geräten noch mit meinen Flossen das Sediment aufgewirbelt, und auch hier konnten wir wieder beide die wunderbare Unterwasserwelt hautnah erleben.

Aus der Spundwand raus und noch ein Stück weiter die Mole entlang. Der Tauchgang war unglaublich entspannt, ich habe endlich mal wieder sehr wenig Luft verbraucht und mich einfach nur wohlgefühlt. Nach 35min wurde mir dann doch langsam kalt, so dass ich mich fürs Umdrehen entschieden habe.

Nach insgesamt 57min sind wir aufgetaucht, im Wasser waren wir weit über einer Stunde.

Es hat Spaß gemacht, das Wetter war perfekt und mit Ralf tauche ich sicherlich bald wieder. Nicht nur wegen des großen Autos und der freundlichen Tee-Spende, sondern auch, weil wir unter Wasser gut harmonieren, etwa die gleiche Geschwindigkeit haben und praktischerweise in entgegengesetzte Richtungen driften (ich habe einen Linksdrall, er einen nach rechts, also können wir gut nebeneinenader schwimmen und halten grob die Richtung).

8°C Wassertemperatur sind vielleicht nicht ideal, aber auszuhalten.

Und meine Lampe brennt und brennt und brennt. Hab sie brav zuhause im Waschbecken ausbrennen lassen, da hatte sie noch fast 30min auf höchster Stufe. Braves Lämpchen und mit Sicherheit eine gute Investition.

Vielleicht hätte ich doch noch in die Wanne fallen sollen, denn es dauerte doch eine Weile, bis mir warm genug war zum Einschlafen, aber das merke ich mir dann einfach fürs nächste Mal.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Würfelquallen?!?
In der Ostsee? Erzähle das lieber nicht zu laut, sonst schicken die Lobbyisten am Ende noch Leute mit ganz schlechten Manieren vorbei :D

chaosqueen hat gesagt…

Okay okay, Du hast gewonnen, es waren Rippenquallen! *ups*