Mittwoch, März 08, 2006

Rezension Das Buch der Illusionen

Ich lese endlich mal wieder genug. Seit Anfang des Jahres im Schnitt ein Buch pro Woche, mal etwas mehr, mal etweas weniger. Ohne WoW wären es vemrutlich zwei, aber man kann ja nicht alles haben.

Da niemand alles lesen kann, was auf dieser Welt geschrieben wurde (diese Erkenntnis traf mich im zarten Alter von etwas über zehn Jahren reichlich unvorbereitet und äußerst hart), werde ich ab sofort das eine oder andere Buch hier vorstellen, um dem einen oder anderen eine Hilfe geben zu können, was lesenwert ist und was vielleicht weniger.

Beginnen wir also mit Paul Auster: Das Buch der Illusionen:

Paul Auster war mir bisher als Meister des Verwirrspiels bekannt, als Autor mit einem sehr besonderen Blick auf die Welt. Gerade angesichts des Titels war ich dementsprechend auf alles gefasst, auch darauf, am Ende mit einem großen Fragezeichen dazustehen oder mittendrin entnervt das Buch aus der Hand zu legen.
Aber nein, nichts dergleichen.

Der Protagonist David Zimmer verliert durch einen Flugzeugabsturz seine Frau und zwei Kinder. Dieses Ereignis stürzt ihn in eine Lethargie, aus der er sich selbst kaum befreien kann. Erst, als er zufällig beim Zappen an einem Film Hector Manns hängenbleibt, ändert sich seine Weltsicht wieder zum Positiven.

Hector Mann, ein fast vergessener Stummfilmkomiker aus den Zwanzigern, verschwand auf mysteriöse Weise kurz nach dem Ende der Dreharbeiten zu seinem letzten Film. Auch die Filme waren Jahrzehnte verschollen und sind nun, in den Achtzigern, an verschiedenen Orten in der gesamten westlichen Welt aufgetaucht, zwölf an der Zahl.

David beschließet, sie alle anzusehen und ein Buch darüber zu schreiben. Er reist durch die USA und Europa, seziert jeden einzelnen Film und wird für das entstandene Werk von der Filmszene hoch gelobt.

Eines Tages bekommt er einen Brief, in dem eine Frau behauptet, Hector sei noch am Leben und sie seine Ehefrau. Er gibt nicht viel darauf, doch als sie hartnäckig bleibt und ihn einlädt, sie zu besuchen, wird er hellhörig. Dennoch muss erst eine junge Frau mit einem Revolver bei ihm auftauchen, um ihn wirklich nach New Mexico zu verfrachten.

Hier endlich trifft er den längst tot geglaubten Hector Mann und macht die ENtdeckung, dass er sich nicht so weit vom Filmgeschäft abgewandt hat, wie man glauben sollte. Doch ehe er Zeit hat, alles in Ruhe anzuschauen, überstürzen sich die Ereignisse, und am Ende steht er mit leereren Händen da als zu Beginn.

Der Roman spielt mit den Möglichkeiten, die sich ergeben und weider zerrinnen, er weckt Hoffnungen und zerstört sie fast im gleichen Moment wieder, und doch steht am Ende ein Mensch, der an seinem Leid und den Absurditäten des Lebens gereift ist und eine Hoffnung in sich trägt, die ihm seine Freude und seinen Lebensmut zurückgibt.

Zunächst hatte ich leichte Startschwierigkeiten, doch je weiter ich gekommen bin, desto tiefer hat mich das Buch in seinen Bann gezogen, und während der letzten 100 Seiten musste ich mich zwingen, auch mal zu schlafen. Die Geschichte lebt von den ruhigen Tönen, von der erzählerischen Dichte und einer wunderbaren schöpferischen Kraft, vom Ideenreichtum und der Stille, die zwischen den Zeilen liegt und jeder der Figuren auf unterschiedliche Art zueigen ist.

Ich habe es gerne gelesen und kann es allen empfehlen, die sich gerne überraschen lassen, die weder Slapstick noch Knalleffekte brauchen und die gerne mit einem guten Buch gemütlich auf der couch sitzen (oder im Bus oder der Bahn oder wo auch immer man eben am liebsten liest).

Auster, Paul: Das Buch der Illusionen. rororo Taschebuch
ISBN 3-499-23526-9, €9,90

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