Dienstag, September 12, 2006

Filmkritik Das Mädchen aus dem Wasser

M. Night Shyamalan ist für gute, ungewöhnliche Filme bekannt, und ich bin einer seiner größten Fans. Daher war natürlich klar, dass ich seinen neuesten Film ebenfalls sehen musste, auch wenn alle Kritiken, die ich bisher zu Gesicht und Gehör bekommen habe, vernichtend waren.

Worum geht es?
Der Hausmeister einer Apartmentanlage findet eine junge Frau im Pool, die nicht von dieser Welt ist. Sie hat eine Aufgabe zu erfüllen, die unsere Welt verändern kann, und danach muss sie wieder in ihre Welt. Was zunächst sehr einfach wirkt, bekommt immer neue Steine in den Weg gelegt. Es gibt Wesen, die sie an der Rückkehr hindern, und Wesen, die wiederum diese in Schach halten. Und es gibt Helfer des Mädchens, die nicht wissen, dass sie Teil des Ganzen sind. So wie der Zuschauer erfährt auch der Hausmeister Cleveland erst nach und nach in Form einer alten chinesischen Sage von all diesen Figuren und erkennt Schritt für Schritt, wer welche Rolle spielt.

Der Film lebt von seinen Einstellungen, vom sehr sparsamen Umgang mit künstlichem Licht und von den für Shyamalan so typischen kurzen Sequenzen, in denen man etwas zu sehen bekommt, das besser im Dunkeln verborgen geblieben wäre.

Ein großer Schwachpunkt des Films ist jedoch, dass er keine Aussage zu haben scheint. Abgesehen von dem Allgemeinplatz, dass die Menschen sich und ihre Umwelt zerstören und dies besser schnell ändern, wenn sie noch eine Chance haben wollen.

Ebenfalls schwach ist es, dass die Figuren des Films teilweise ewig brauchen, um herauszufinden, wer wer ist. Das ist besonders frustrierend, wenn man als Zuschauer trotz gleichen Wissensstandes schon längst viel weiter ist - nichts ist tödlicher als dumme Figuren, die von ihrem Schöpfer unterschätzt wurden (oder dumm angelegt wurden, weil der Regisseur die Zuschauer unterschätzt).

Alles in allem ist er unter meinen Top 5 der Shyamalan-Filme auf Platz 5 - was angesichts der Tatsache, dass ich fünf Filme von ihm kenne, kein rühmliches Urteil ist. Shyamalans Auftritt im Film ist jedoch zu Unrecht vom Spiegel verrissen worden, er ist nicht besser oder schlechter als der Rest der Schauspieler. Interessant ist auch, dass keine Top-Schauspieler auftauchen, wodurch der Film den Touch eines Underground-Films bekommt, was durch die extrem sparsame Wahl der Schauplätze (alles findet in der Apartmentanlage statt, fast alle Szenen spielen am Pool) noch verstärkt wird.

Fazit: Kein Muss, aber auch kein billiges Popcorn-Kino. Irgendwo undefinierbar dazwischen und damit durchaus akzeptabel.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Faszinierende bei M. Night Shyamalan ist, dass er wahnsinnig gut und filmisch erzählen kann, aber anscheinend auch eine Vorliebe für hanebüchene Geschichten hat. So ist nicht weiter überraschend, dass Lady in the Water von der Geschichte her ziemlich mau ist. Was mir an diesem Film gefällt, ist einerseits die wunderschöne Atmosphäre und andererseits die vielen ironischen Brechungen in der Erzählweise. Die Figuren sind angenehm skuril und herrlich "unkalifornischer" Bauart: Einwanderer, Kiffer, Dicke und weitere nicht assimilierte Zeitgenossen. WAS nun endlich passiert ist mir bei Shyamalan mitlerweile nicht mehr so wichtig, das WIE ist schon unterhaltsam genug. Man mag unterhaltsame Filme mit dem unsäglichen Begriff "Popcornkino" (oder vielleicht Aufplatzmais-Cinema)brandmarken, aber solange es kein LSD-Kino, Bierfilme, Pillow-Movies und Tempo-Heuler gibt, ist das viel zu verallgemeinernd. Lady in the Water ist vielleicht kein "Must-See", aber trotzdem toll gemachtes Kino.
M. Night Shyamalan scheint übrigens echt was an der Klatsche zu haben, wenn er sich selbst die Rolle eines Autors gibt, dessen Buch die Welt ändern wird und derart dickköpfig ist, dass er während der Produktion das Studio (von Disney zu Warner) wechselt. Aber das ist bei Regisseuren kein Manko. Schlielich hat Werner Herzog ebenfalls voll einen weg und hat bisher brilliante Filme gemacht:)

chaosqueen hat gesagt…

*lach*

Am geilsten ist eigentlich die Szene, in der die unsägliche Nebenfigur darüber schwadroniert, was üblicherweise mit solchen unsäglichen Nebenfiguren in Filmen passiert ... Und dann bekommt sie noch einen komischen Moment, wenn sie Glück hat! *ggg*

Hast schon Recht, aber ich hätte mir schon ein wenig mehr Zusammenhang gewünscht. Bin trotzdem schon auf seinen nächsten Film gespannt. ;)

Schön, Dich hier zu lesen! Wie gehts Dir?