Montag, November 10, 2008

Job sucks

Tja, ich arbeite ja bei einer großen grünen Telekommunikationsfirma, und trotz einiger eher ungewöhnlicher Bedingungen, häufig abstürzender Programme und nicht immer voll funktionstüchtiger Hardware habe ich in der Vergangenheit durchaus Spaß an meinem Job gehabt. Ja, es gab Zeiten, in denen der Spaß weg war, es gab Zeiten, in denen ich nicht mehr konnte, in denen ich dringend Urlaub brauchte, aber zumindest meine Abteilung und besonders meine Supervisorin haben doch immer wieder dafür gesorgt, dass wir ein angenehmes Arbeitsklima hatten.

Hatten.

Seit dem 01.11.2008 haben wir neue Zielvereinbarungen (Grundlohn + 5 Ziele = Maximallohn), von denen drei okay sind, zwei sich aber schon von vornherein widersprechen: Wir werden nun sowohl nach Qualität der ausgehenden Schreiben und Mails, als auch nach Quantität der bearbeiteten Vorgänge bezahlt.
Hieß es in der Vergangenheit immer, es sei okay, dass ich nicht so viel schaffe, dafür seien meine Schreiben aber auch so gehalten, dass der Kunde sich nicht erneut melden muss, sondern zufrieden und umfassend informiert ist, so zählt das ab sofort nicht mehr.

Es gibt für dieses Ziel drei Bezahlungsstufen. Die erste erreicht man, wenn man 100% der durchschnittlichen Bearbeitungszeit (Grundlage für die Berechnung waren die letzten drei Monate) erreicht, die zweite bei 120% und die dritte bei 140%.

Schade, dass uns bei Vorlage der neuen Vereinbarungen mitgeteilt wurde, die abgedruckten Zeiten wären die für die höchste Stufe, am Freitag wurde das mit einem "ups, da haben wir uns wohl geirrt, kann ja mal vorkommen" korrigiert, nun sind das also 100%.

Fakt ist: Für eine Weiterleitung plus Eintrag im Kundenlogbuch haben wir, um den vollen Lohn zu erreichen, maximal 57 Sekunden Zeit. Für ein Rechtsanwaltsschreiben mit Insolvenzmeldung maximal 15 Minuten.

Fazit: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Doppelbilder, keine soziale Kommunikation mehr. Bezahlte Pause ist auch nur noch für Klogänge und Kaffee holen drin, denn auch hier gibt es weniger Geld, wenn wir mehr als 10% unserer bezahlten Zeit mit Pausen verbringen.

Fazit 2: Alles, was nicht wirklich beantwortet werden muss, wird zur Kenntnis genommen. Ich hatte am Freitag ein Anwaltsschreiben ohne Anschrift (wer auch immer dessen Briefpapier gestaltet hat, gehört erschossen!). Da es nicht hochdramatisch war, wenn der Anwalt keine Antwort erhält, weil der Kunde trotz Zahlungsschwierigkeiten unsere Rechnungen noch immer beglichen hat, habe ich mir nicht die Mühe gemacht, die Anschrift über das Branchenbuch zu suchen. Sorry, das war in der Zeit einfach nicht mehr drin.

Fazit 3: Zu Weihnachten liegt die Abteilung flach. Spätestens.

Fazit 4: Ich brauch nen neuen Job, einen reichen Mann (kurz vorm Herzinfarkt) oder eine brillante Idee für einen Bestseller. Mal schauen, was am einfachsten umzusetzen ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Armes Chaos... ich fühle mit dir - mittlerweile drehen die in der Wirtschaft nur noch am Rad. Und wer darf es ausbaden? o_O

Naja, sollte ich vor dir reich werden (Stichwort "Bestseller"...), darfste mich halt heiraten. Nur mit dem Sterben kann ich nix versprechen... *ggg*

chaosqueen hat gesagt…

Verdammt, immer diese Einschränkungen! *knuddel*

Habe dann heute erfahren, dass wir zu teuer sind und daher die neuen Ziele eingerichtet wurden, damit nur noch diejenigen "viel" Kohle bekommen, die es auch verdient haben. Ähm, wir sprechen hier von € 6,00 brutto Grundlohn und maximal € 4,00 brutto Zusatzverdienst. Klar, wir sind einfach zu teuer.
Hat noch jemand ein Bad, das geputzt werden muss? *Augenverdreh*

Ich glaub, ich muss meinen Bestseller doch selber schreiben ... ;o)