Mittwoch, November 15, 2006

Mehrarbeit

Überall jammern die Leute, dass sie keine Arbeit finden, dass ihre Stellen um 30% gekürzt werden etc.

Insofern habe ich es eigentlich ganz gut getroffen. Unterm Strich ist es jedoch so, dass ich vermutlich die einzige Betroffene in der Firma bin, die sagen kann: Naja, das pack ich schon.

Hintergrund: Am Montag abend, kurz vor sechs, ging eine Mail der Geschäftsleitung bei uns ein, dass wir ab sofort für einen Monat 40% Mehrarbeit leisten müssen. Dies sei eine Arbeitsanweisung und werde - bei erreichen der 40% - entsprechend höher vergütet. Abgesegnet vom Betriebsrat, hieb- und stichfest.

Natürlich klingt das erstmal gar nicht schlecht, mehr Geld vor Weihnachten etc.

Ärgerlich ist nur, dass alle Abteilungen das abarbeiten müssen, was in einer Abteilung aufgelaufen ist, das heißt, wir alle bekommen eine kurze Einarbeitung und dann gehts los. Dass das eh schon die Abteilung ist, der die geringste Sorgfalt unterstellt wird, wird sich dadurch wohl kaum verbessern.

Ich arbeite derzeit 25 Wochenstunden in dieser Firma. Das heißt, dass ich jetzt auf etwas über 35 Wochenstunden kommen muss. Netto. Zuzüglich Pausen etc. also knapp 40 Stunden. So schnell hat man einen Vollzeitjob.

Andere, die jetzt schon auf 40 Stunden sind, müssen 4 wochen lang 56 Nettostunden hinlegen, also mindestens 62 Bruttostunden (und das auch nur, wenn sie Nichtraucher sind, die Raucher können wohl eher mit 66 Bruttostunden rechnen). Das sind mal eben sechs Tage à 11 Stunden in der Firma. Vier Wochen, in denen außer Arbeiten, Essen, Fahrtzeit und Schlafen nichts mehr geht.

Beziehungen? Kann man noch irgendwie halten.
Haustiere? Katzen beschäftigen sich notfalls allein, Hunde brauchen eine Dogsitter.
Kinder? Tja, hier beginnt das Problem. Viele von uns haben Kinder, manche sind alleinerziehend oder haben Partner, die aufgrund von Ausbildung, Studium oder Job ebenfalls kaum zuhause sind. Das Geld, das man mehr verdient, geht in solchen Fällen vermutlich komplett für die Kinderbetreuung drauf.

Ob es das wert war, sehen wir in vier Wochen. Wenn dann die Abteilung, die wir unterstützen, dauerhaft einen aktuellen Arbeitsstand auch ohne unsere Unterstützung halten kann, hat es zumindest firmenintern etwas gebracht. da ich daran aber nicht glaube, stelle ich mich schon mal drauf ein, alle paar Wochen einen solchen Marathon erledigen zu müssen.

Ob ich nun freiwillig auf 30 oder gar 35 Stunden normaler Arbeitszeit hochgehe, kann ich auch nicht sagen - 56 Stunden packe ich nicht. Klingt arrogant, ist aber nicht so gemeint. 56 Stunden an diesem Arbeitsplatz könnten alles, was ich psychisch in diesem Jahr erreicht habe, wieder zunichte machen. Und massive Winterdepresionen auslösen.

No thanks.

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